Rezension: Der Frauenchor von Chilbury von Jennifer Ryan



"Wir Frauen sind zu vielem fähig, Brigadier, das ist Ihnen bisher nur nicht aufgefallen."

Klappentext:
Als zu Beginn des Zweiten Weltkrieges immer mehr Männer nach London gehen oder eingezogen werden, beschließt der Pfarrer von Chilbury in der Grafschaft Kent, den Chor der Gemeinde aufzulösen. Die Frauen sind zutiefst enttäuscht. Was bleibt ihnen im schwierigen Kriegsalltag noch? Doch dann kommt die Musikprofessorin Primrose Trent aus London im Ort unter. Sie ist der Überzeugung, dass Musik gerade in schwierigen Zeiten wichtig ist, und schlägt die Gründung eines reinen Frauenchors vor. Die Idee trifft auf Skepsis. Ein Chor ganz ohne Bässe und Tenöre? Aber Primrose gibt nicht auf: Mit Energie und Leidenschaft treibt sie ihr Projekt voran - ihr Enthusiasmus und die wundervolle Musik, die entsteht und die sie sich selbst nie zugetraut hätten, überzeugen die Frauen und richten sie auf. Der Chor hilft ihnen, ihre eigene Stimme zu finden. Fünf grundverschiedene Frauen und Mädchen berichten in ihren Briefen und Tagebucheinträgen davon, wie der Krieg ihr Leben verändert - wie er Verlust, Trauer und Angst erzeugt, aber eben doch nicht verhindern kann, dass auch Freundschaften und Liebe entstehen.


Die Autorin Jennifer Ryan wurde in England geboren und durch ihre Großmutter und deren Geschichten vom Krieg und dem Zusammenhalt der Frauen in diesen schweren Zeiten zu diesem Buch inspiriert. Sie widmet es den Frauen, die trotz Zerstörung und Leid weiterkämpften.

Das Buch gibt Einblicke aus verschiedenen Blickwinkeln, bezogen auf den Kriegsalltag, zur Zeitgeschichte aus Sicht der Frauen, zur Bedeutung von Freundschaft und Zusammenhalt in schwierigen Zeiten und die Kraft der Musik. Ryans Debütroman spielt von März bis September 1940 in dem kleinen, traditionellen Dorf Chilbury und in dieser kurzen Zeitspanne muss man einfach mit den Protagonisten mitfühlen! Die Autorin hat ihn auf interessante und besondere Art aus Briefen und Tagebucheinträgen geschrieben, sodass man viele unterschiedliche und sehr persönliche Einblicke erhält. Die Einträge handeln von Intrigen, Todesfällen, die Angst um die Söhne und Männer, aber auch von Liebe. Auf jeder Seite spürt man: Die Frauen halten immer zusammen.
Der Schreibstil ist flüssig und sehr ehrlich. Die Atmosphäre und die zeitgeschichtlichen Hintergründe werden wunderbar deutlich und auch der Zusammenhalt und die Durchsetzungskraft der Frauen sind sehr gut ausgearbeitet.
Die Autorin lässt uns an allem Guten und Schlechtem teilnehmen. Der Roman ist sehr spannend geschrieben, er hatte keine Längen. Ich konnte mir so immer ein gutes Bild von allem machen.

Meine Meinung:
Ich bin absolut begeistert von diesem Buch! Jennifer Ryan bringt auf einzigartige Weise die Gefühle der Protagonisten und die ganze Atmosphäre in diesem Buch zur Geltung. Man hat mit Venezia gelitten, ist mit Tilly stärker geworden, hat Kittys Wut empfunden, Mrs. Paltrys Verschlagenheit verachtet und sich mit Silvie gefürchtet. Ich musste die ganze Zeit mitfiebern und konnte das Buch bis zum Schluss keine Sekunde aus den Händen legen. Auch muss ich ein sehr großes Lob an die Übersetzerin aussprechen. Obwohl das Buch aus Briefen und Tagebucheinträgen bestand, war die Geschichte absolut flüssig und es gab nicht eine Spannungslücke.

Fazit:
Der Leser kann auf die Charaktere der Schreiberinnen schlieĂźen, die Intrigen planen und heimliche Liebschaften haben. Es werden aber auch Themen angesprochen, die weit ĂĽber das Dorfleben hinausgehen wie der Luftkrieg zwischen Deutschen und Briten, die fĂĽrchterlichen Schlachten in der Normandie, geflĂĽchtete Juden, die in England aufgenommen wurden uvm. Ryan vermittelt dem Leser aus der Sichtweise dieser Frauen ein ganzheitliches, wie ich finde sehr realistisches  Bild der damaligen Zeit. 

Ihr unglaublich berührender Debüt-Roman hat definitiv mein Leserherz erobert! Ich persönlich habe nicht wirklich etwas gefunden, dass ich kritisieren könnte. Also gibts volle Punktzahl!




5/5 Punkten



Der Frauenchor von Chilbury von Jennifer Ryan - aus dem Englischen von Andrea O'Bien - 480 Seiten
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
ISBN: 978-3-462-04884-1
Preis: 19,99€

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