Rezension: Weltgeschichte to go von Alexander von Schönburg

"Was bringt uns all das Zurückschauen? Darauf gibt es nur eine Antwort: Wir haben nichts anderes."*
Klappentext:
Eigentlich geht das gar nicht: die ganze Weltgeschichte auf 280 Seiten zu erzählen. Aber Alexander von Schönburg kann’s, und er tut es so elegant und leichtfüßig, dass man plötzlich süchtig wird nach Geschichte. Er nimmt uns mit auf die Reise zu den wichtigsten Städten der Menschheit, von Babylon über Berlin bis New York. Die größten Helden werden benannt und die schlimmsten Schurken. Schönburg erzählt von Kunstwerken, Erfindungen und Ideen der Menschheit, vom Faustkeil bis zum Selfiestick. Zu Beginn, gleichsam zum Warmlaufen, fasst er über zwei Millionen Jahre Menschheitsgeschichte auf zehn Seiten zusammen, geleitet von der Frage: Wie hat es eine eher unbedeutende Affenspezies – in der Nahrungskette irgendwo zwischen Schaf und Löwe – geschafft, sich die Erde untertan zu machen? Überraschende Durchblicke quer durch das Dickicht der Jahrtausende, pointierte Anekdoten und Porträts (was verbindet Wladimir Putin und Karl den Großen?) und verblüffende Einsichten machen das Buch zu einem Leseerlebnis und zu einem echten Schönburg. Was er Ihnen über Geschichte nicht erzählt, werden Sie nicht vermissen.**


Es gibt unzählige Bücher über die Geschichte der Welt, über ihre Bedeutsamkeit und Tragweite. Die meisten dieser Bücher verlangen dem Leser viel ab, insbesondere seine Zeit (ich denke hier an "1 Kilo Kultur: Das wichtigste Wissen von der Steinzeit bis heute" von Florence Braunstein und Jean-Francois Pépin). Was diesen Büchern häufig fehlt, ist der schmale Balanceakt zwischen Information und Überforderung. Und die simple Eigenschaft, ihre Leser nicht zu Tode zu langweilen.

Aber die Geschichte der Welt oder genauer gesagt die Geschichte der Menschheit auf 288 Seiten zu komprimieren...? Geht nicht? Oh Doch! Sogar überraschend gut.
Schönburg widmet sich hier allem, was man wissen muss - und noch einigem mehr. Nach einem Schnelldurchlauf durch 4,5 Milliarden Jahre landet man beim wohl wichtigsten Ereignis der Weltgeschichte, dem Big Bang. Anschließend geht es weiter zu "Vom Aufstieg und Niedergang der wichtigsten Städte", von dort dann zu den "wichtigsten Menschen der Weltgeschichte und ihren Macken" und den "wichtigsten Ideen bislang" bis zum "Bösen in der Geschichte - und warum wir so fasziniert davon sind". Im "Nachschlag" räumt Schönburg mit den hartnäckigsten Irrtümern der Weltgeschichte auf. Und spätestens dann denkt man: Schade, dass man viel zu schnell beim letzten Satz ankommt. Aber schnell ankommen war ja genau das Ziel. Und das wurde mehr als gut erfüllt.
Am Ende jedes Kapitels erhält man sogar noch komprimierter Schönburgs Top 10 der Ereignisse/Ideen etc.

Meine Meinung:
Alexander von Schönburg macht alles richtig. Er hat begriffen, dass Geschichte nichts statisches ist, nichts, dass man allein anhand von Zahlen festmacht. Geschichte kann mehr sein. Vor allem, wenn sie spritzig erzählt, mit passenden Vergleichen unterfüttert und genau der richtigen Dosis Humor erzählt wird.

"Das All gibt unserem Planeten Erde die Wichtigkeit einer Bazille im Nasenpopel eines Flohs auf einem Haar auf dem Schwanz eines von zigtausend Elefanten in der unendlichen Weite Afrikas."***

Und wenn man sich das alles nicht merken kann? Macht nichts. Es geht gar nicht so sehr darum alles wie ein Schwamm aufzusaugen. Die Kunst besteht vielmehr darin Ereignisse herausfiltern, die auf persönlicher Ebene etwas zum Klingen bringen.

Die Einleitung ist persönlich, gespickt mit Anekdoten und unglaublich sympathisch. In diesem Buch stecken so wenige Daten und Jahresangaben, dass alle Geschichtslehrer und -studenten wahrscheinlich in Ohnmacht fallen. Geschichte ist hier viel mehr als nur ein Blick zurück in die Vergangenheit. Es ist eine Verknüpfung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Das macht diese Zeitreise so unglaublich spannend und aktuell. Erst durch Geschichte wird Gegenwart verständlich.
Der Sprachstil ist wohl kaum wissenschaftlich oder sachlich zu nennen. Und genau das gefällt mir besonders gut an diesem Buch. Er ist witzig, erfrischend und manchmal sogar ein bisschen frech. Alexander von Schönburg sagt ehrlich seine Meinung und philosophiert auch ein bisschen. Er schafft es sogar einige Personen anzusprechen, die in den Geschichtsbüchern meist vernachlässigt werden.

Das Cover hat mir ebenfalls sehr gut gefallen. Napoleon auf einem Café to go-Becher ist in diesem Kontext tatsächlich passend.

Fazit:
Wissen macht Spaß - und das auch noch sehr, sehr großen! Immer wieder habe ich herzlich lachen müssen. Die Vergleiche und Pointen sind großartig. Man liest dieses Buch voller Freude und amüsiert sich so sehr, dass man während der Lektüre mehr als einmal von der Couch zu plumpsen droht. Alexander von Schönburgs Werk steckt voller "Aha!"- und "Oho!"-Momente, ist wie eine Wundertüte randgefüllt mit Überraschungen. Der deutsche Autor und Journalist lässt so etwas wie Langeweile zu keiner Lesesekunde aufkommen. Gleich mit dem ersten Satz gibt er Vollgas. Der Sprachstil ist absolut genial und mitreißend.
Nach dem Lesen des Buchs fühlt man sich klüger als noch wenige Stunden zuvor, ohne auch nur ein konkretes Datum nennen zu können. Jetzt kann sogar ich beim zähen Smalltalk mit meinem Wissen glänzen (ha ha).
Ich bin auf jeden Fall total begeistert!


5/5 Punkten



Weltgeschichte to go von Alexander von Schönburg - 287 Seiten
Verlag: Rowohlt
Preis: 10 €
ISBN: 978-3-499-63152-8


* Weltgeschichte to go, Alexander von Schönburg, S. 11
**Quelle: Rowohl-Verlag.  
*** Weltgeschichte to go, Alexander von Schönburg, S. 12

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Instagram