Rezension: Verstand und Gefühl von Jane Austen




"Und wenn ich nicht wenigstens eine von Ihnen gut verheiratet habe, bevor ich Sie wieder abreisen lasse, soll es meine Schuld nicht sein."

Klappentext: 
Zwei Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten, erleben den sozialen Abstieg der Familie nach dem Tod ihres Vaters auf gegensätzliche Weise. Für die rationale Elinor bedeutet er die Trennung von ihrer großen Liebe, dem reichen Erben Edward Ferrars, die sie still erträgt. Ihrer impulsiven Schwester Marianne dagegen begegnet gerade in diesem Moment das Glück in Gestalt des attraktiven Mr. Willoughby. Als der Herzensbrecher sie jedoch wegen einer besseren Partie sitzen lässt, scheint sich das Schicksal endgültig gegen die Familie gewandt zu haben.

Dass meine erste Rezension einem doch ziemlich bekannten Klassiker zukommt, ist tatsächlich Zufall, doch freu ich mich umso mehr!
Ich bin ein großer Jane Austen-Fan und habe dementsprechend leicht in die Geschichte gefunden.
Wenn man jedoch mit ihrem Schreibstil nicht so vertraut ist, könnte es sicherlich eine Weile dauern, bis man sich wirklich reingelesen hat, aber unbedingt dranbleiben! Es lohnt sich!
Der Beginn hat sich, meiner Meinung nach, leider ein bisschen gezogen. Es werden unglaublich viele Personen vorgestellt, was für ein wenig Verwirrung sorgt. Jedoch erschafft Jane Austen mit so viel Liebe zum Detail diese facettenreiche Figuren, die sich in ihrem Liebesdrama nur so tummeln, dass es die anfängliche Verwirrung wett macht. So findet man an jedem Charakter feine Züge, die ihn ganz besonders machen. 

Die beiden Hauptcharaktere haben mich sofort hingerissen. Die impulsive und emotionale Marianne trägt ihr Herz auf der Zunge, ohne sich darum zu kümmern, was man von ihr denken könnte. Die verständige, zurückhaltende, doch deshalb nicht weniger liebenswürdige Elinor, muss ihre jüngere Schwester häufig ausbremsen und Unhöflichkeiten, die durch sie entstanden sind, wieder ausbügeln. Sie macht ihre inneren Konflikte eher mit sich selbst aus. Diese unterschiedlichen, persönlichen Eigenschaften der beiden Schwestern offenbaren sich auch in ihren Liebesbeziehungen.
Elinor fühlt sich zu ihrem Schwager Edward hingezogen, doch wird eine mögliche Beziehung von seiner Familie verhindert. Diese hat mit ihm andere, höherstrebende Pläne.
Marianne verliebt sich am neuen Wohnort in den charmanten Mr. Willoughby. Ihre Liebe wird scheinbar von ihm erwidert, doch er bringt all ihre schlechten Eigenschaften zutage. Außer ihn interessiert sie nichts mehr. So ignoriert sie den schüchternen Colonel Brandon, der unsterblich in sie verliebt ist.
Die beiden jungen Frauen erleben in London einige aufwühlende Begegnungen und Verwicklungen.
Letztendlich erfüllen sich für beide Schwestern ihre Lebensträume, doch gestalten sich diese ganz anders, als sie es sich anfangs gewünscht hätten.
Die beiden haben mit ihrer Art und ihrer Zuneigung zueinander mein Herz gewonnen. Auch die Wandlung der Charaktere hat mir äußerst gut gefallen. Es scheint erst eine lebensbedrohliche Krankheit notwendig zu sein, um Marianne Einsicht zu bringen.

Fazit:
Jane Austen zeigt liebevoll auf, wie zwei Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten, mit einer unglücklichen Liebe umgehen. Die modernen Ansichten, die die Autorin dabei in ihren Charakteren vertritt, erstaunen mich immer wieder aus Neue. Auch nach über 200 Jahren ist "Verstand und Gefühl" ein äußerst lesenswertes Buch, das sich nicht nur um das Thema Liebe dreht. Im Laufe der Handlung findet man immer wieder etwas Unerwartetes und Überraschendes. 
Auch wenn ich in diesem Buch nicht meinen persönlichen Mr. Darcy gefunden habe, stellt es eine wunderbare Geschichte dar, in welche ich mich leicht einfühlen und bis kurz vor Ende mitfiebern konnte!



5/5 Punkten


Verstand und Gefühl von Jane Austen - aus dem Englischen von Helga Schulz - 424 Seiten
Verlag: dtv
ISBN: 978-3-423-14159-8
Preis: 9,95€

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